Fragen und Antworten zum ÖPNV

Die Neukonzeption des Busverkehrs in Wallenhorst sorgt für viele Fragezeichen. Auch bei der FDP-Fraktion im Rat der Gemeinde und der der FDP/CDW-Fraktion im Kreistag sind zahlreiche Fragen, Anmerkungen und Forderungen eingegangen. Wir haben die häufig gestellten Fragen hier gesammelt und möchten unsere Antworten darauf geben.
Alle Antworten erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen auf Basis des aktuellen Planungs- und Kenntnisstands. Wir können jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit übernehmen. Insbesondere weisen wir darauf hin, dass bislang kein neues Nahverkehrsangebot ab November 2025 beschlossen und genehmigt ist und sich daher noch einiges ändern kann.
Diese Sammlung von Fragen und Antworten wird zukünftig ggf. aktualisiert.
Letztes Update: 16.04.2025.
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Wie ist der aktuelle Stand der Umstellung der Buslinien?
Derzeit werden die Buslinien im Linienbündel Wallenhorst/Osnabrück hilfsweise auf Basis einer Notvergabe durch die Verkehrsgesellschaft Landkreis Osnabrück GmbH bzw. die VLO Bus (VLO) erbracht. Diese Notvergabe endet nach zwei Jahren Ende Oktober 2025. Mit Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union hat der Landkreis Osnabrück als zuständiger ÖPNV-Aufgabenträger im Juli 2024 eine Regelung für die Fortsetzung des ÖPNV über den Oktober 2025 hinaus gesucht. Daraufhin wurde ein einziges privates (sog. eigenwirtschaftliches) Angebot durch Busunternehmen vorgelegt. Dieses Angebot wurde auf Kreis- und Gemeindeebene intensiv geprüft und beraten, erheblich verändert und nachgebessert und schließlich im Januar 2025 durch den Gemeinderat Wallenhorst mit deutlicher Mehrheit von 22:6 Stimmen und Unterstützung aus allen Fraktionen zur Umsetzung empfohlen. Eine notwendige Genehmigung der zuständigen Landesbehörde für den Personennahverkehr liegt noch nicht vor.
UPDATE 16.04.2025: Die Genehmigung durch die LNVG wurde vorerst versagt, das weitere Verfahren befindet sich in der Abstimmung zwischen allen Beteiligten.
Warum ist überhaupt eine Umstellung der Buslinien nötig geworden?
Die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) Wallenhorst war lange Zeit unterfinanziert. Die vereinbarten Linien konnten mit den zur Verfügung stehenden Einnahmen und Zuschüssen nicht kostendeckend bedient werden. Dies mündete in den letzten Jahren in unzuverlässigen Busverbindungen im gesamten Gemeindegebiet. Die bisherigen Konzessionäre haben sich aus diesem Grund zurückgezogen, was zur o.g. Notvergabe führte. Der Landkreis hat kurzfristig mit einer Zahlung von bis zu 750.000 Euro den Busverkehr stabilisiert, diese Notfallunterstützung steht jedoch nicht dauerhaft zur Verfügung. Die bisher gefahrenen Linien können deshalb nicht weitergeführt werden.
Kann man nicht einfach auf die Ausbringung der aktuell vereinbarten Linien bestehen?
Nein, niemand ist verpflichtet, den in Wallenhorst beschlossenen Takt auszubringen. Wenn der Landkreis und/oder die Gemeinde Wallenhorst das unbedingt wollten, müssten sie einen oder mehrere Anbieter finden, der zur Erbringung der Fahrleistung bereit und fähig sind und dies in großem Umfang selbst finanzieren. Dies ist in Anbetracht der angespannten Haushaltslage utopisch. Auch noch höhere Tarife sind den Nutzerinnen und Nutzern des ÖPNV nicht zuzumuten oder auch gar nicht möglich, da z.B. die Finanzierungsanteile aus dem verbreiteten Deutschland-Ticket nicht selbst bestimmt werden können.
Die aktuellen Verbindungen funktionieren doch im Prinzip, warum lässt man das nicht weiterlaufen?
Neben dem geschilderten Finanzierungsproblem funktioniert auch die Bedienung der aktuell ausgebrachten Linien nicht reibungslos, da die zwangsweise verpflichtete Gesellschaft VLO gar nicht über das entsprechende Fahrpersonal und Fahrzeuge verfügt und die Leistungen an Unterauftragnehmer vergeben muss. Zwar sind die Zahlen nicht erbrachter Fahrten deutlich zurückgegangen, sie sind aber mit einer dreistelligen Zahl von ausfallenden Fahrten pro Monat immer noch viel zu hoch für einen verlässlichen Busverkehr und frustrieren Bürgerinnen und Bürger. Was nützt ein umfangreicherer Fahrplan, auf den sich niemand verlassen kann?
Was wäre geschehen, wenn die Vergabe von Konzessionen gestoppt worden wäre?
Das ist völlig unklar. Fehlende Beschlüsse des Kreistages hätten dazu führen können, dass die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen die Inhalte der neuen Nahverkehrsplan-Fortschreibung nicht mehr anerkennt und dringend benötigte Finanzmittel zurückgehalten hätte. Damit stünden dann ganze Linien und die Versorgung vieler Gebiete zur Diskussion.
Konkret für Wallenhorst wäre eine europaweite Neuausschreibung wohl die unausweichliche Konsequenz. Ob sich darüber überhaupt ein Anbieter finden lässt und welches Angebot möglich und finanzierbar wäre und wie zuverlässig es dann vor Ort erbracht würde, kann nicht seriös prognostiziert werden. Zahlreiche Kommunen müssen Ausschreibungen wiederholen, da gar kein Anbieter ein Angebot abgibt. Die dafür zurückgewiesenen regionalen Anbieter würden an einer solchen Ausschreibung kaum teilnehmen. Wenn überhaupt, kann dann ggf. nur noch eine teurere Minimalversorgung aufrecht erhalten werden.
Was geschieht nun, da die beschlossene Neuvergabe der Linien nicht genehmigt wurde? [UPDATE 16.04.2025]
Aktuell besteht keine konkrete Festlegung für die fortgesetzte Ausbringung der Busverkehre in Wallenhorst ab November 2025. Einig sind sich alle Beteiligten, dass es weiterhin ein ÖPNV-Angebot über die Schulbusse hinaus geben muss. Die Art der Fortsetzung und der Umfang der Ausbringung sind noch abzustimmen. Soweit aus den Zweifeln der Genehmigungsbehörde am Finanzierungsrahmen Forderungen abgeleitet werden, das Busangebot in Wallenhorst weiter zu reduzieren, treten FDP und CDW dem auf Kreis- und Gemeindeebene entgegen und setzen sich weiter für den mit der Neukonzeption beschlossenen Umfang der Versorgung ein. Wir hoffen, dass die Genehmigung der Neuvergabe auf dem Rechtsweg gelingt und arbeiten konstruktiv daran mit, während etwaiger Verzögerungen die Versorgung der Wallenhorsterinnen und Wallenhorster weiter sicherzustellen.
Zahlt Wallenhorst zusätzlich 4,5 Mio. Euro für einen schlechteren Busverkehr?
Nein, der Zuschuss zum ÖPNV bleibt unverändert zum bestehenden Modell und beläuft sich derzeit weiterhin auf weniger als 420.000 Euro pro Jahr. Das ist viel Geld, gar keine Frage. Dafür sollen aber zukünftig – selbst ohne Einbeziehung von Nacht- und Schulbussen – mehr als 900 Busumläufe pro Woche ausgebracht werden. Damit wird jede vollständige ca. 50 Minuten dauernde Busfahrt (also nicht etwa pro Fahrgast oder Kilometer, sondern insgesamt) mit ungefähr 8,75 Euro bezuschusst. Das Geld reicht erkennbar weder allein für den Lohn des Fahrpersonals, noch für den Treibstoff, geschweige denn für den gesamten Betrieb der Fahrzeuge. Es handelt sich lediglich um einen Zuschuss zur Verbesserung des Gesamtangebotes. Das Preis-Leistungsverhältnis für die Wallenhorster Mittel bleibt gut. Der dauerhafte Einsatz dieser beträchtlichen Mittel zeigt auch, dass der Wallenhorster Politik und der Verwaltung der funktionierende ÖPNV in Wallenhorst viel wert ist.
Ist es nicht ein großes Risiko, sich jetzt auf eine Konzession über zehn Jahre einzulassen?
Es ist eher andersherum. 44% der Fahrerinnen und Fahrer von Bussen und Straßenbahnen sind 55 Jahre oder älter, werden also während der Laufzeit der Konzession in den Ruhestand gehen. Wenn es gelingt, eine ÖPNV-Versorgung für die nächsten zehn Jahre zu sichern, ist das auch eine Leistung. Es handelt sich nicht um einen Nachfrager-freundlichen Markt. Verweigern wir jetzt Anbietern eine langfristige Planung, werden diese mit ihren Fahrzeugen und ihrem Personal andere Strecken bedienen und stehen uns in Zukunft nicht mehr zur Verfügung. Das Ergebnis wäre dann, dass der Kreis und Wallenhorst noch mehr Geld für noch weniger Leistung ausgeben müssten.
Wie steht es um die Verbindung zwischen den Ortsteilen?
Die Verbindung zwischen den Ortsteilen verbessert sich, insbesondere werden die Linien abends länger bedient. Derzeit sind noch Umstiege am Schulzentrum in Wallenhorst zwischen den Bussen aus und nach Rulle und denen über Wallenhorst und Lechtingen vorgesehen. Mit der Bebauung der Grünen Wiese ist eine Verlagerung des Umstiegs zu einem neuen zentralen Busbahnhof denkbar.
Hat Wallenhorst einen schlechten ÖPNV?
Wallenhorst hat auch zukünftig mit mehr als 150 Busumläufen pro Werktag eine ÖPNV-Anbindung in Qualität und Quantität, von der andere Städte und Gemeinden im Landkreis nur träumen können. Auch deshalb wird es im Kreistag keine dauerhafte Mehrheit geben, Wallenhorst seine schon sehr gute Versorgung durch weitere Finanzmittel aus der Kreisumlage der übrigen Kommunen noch aufzuwerten.
Vorgesehen sind zukünftig drei Hauptlinien:
- Rulle -> Wallenhorst -> Osnabrück (X510)
- Hollage -> Pye -> Osnabrück (X520)
- Wallenhorst -> Lechtingen -> Osnabrück (X530)
Die Linien sind zur Anbindung der Wallenhorster Ortsteile konzipiert und nicht für Fahrten innerhalb von Osnabrück. Daher ist bei Fahrten Richtung Osnabrück innerhalb von Osnabrück nur der Ausstieg vorgesehen, bei Fahrten aus Osnabrück heraus nur der Einstieg (X-Busse).
Die Linie 580 nach Bramsche bindet zukünftig das Gewerbegebiet Schwarzer See an.
Die Nachtbusse werden zu einer Linie N500 zusammengefasst, die durch alle Wallenhorster Ortsteile fährt.
Die übrigen Linien, Sonderfahrten und Schulbusse, namentlich die Linien 511, 512, 513, 514, 583, 585 sowie 586 sollen unverändert weiter fahren!
Oben bieten wir die vorgesehenen Umläufe als Kartenmaterial sowie die vorgesehenen Fahrpläne (Stand Januar 2025) zum Download an.
Wird der Süden von Rulle abgehängt?
Es ist richtig, dass durch die neue Streckenführung die Bushaltestellen im südlichen Teil von Rulle nicht mehr vom Linienverkehr angefahren werden, allerdings weiterhin von den Schulbussen. Insoweit werden die Wege einiger Anwohnerinnen und Anwohner zur Bushaltestelle weiter. Dafür haben andere Bürgerinnen und Bürger nun kürzere Wege, da die Haltestelle am Haupthügel weder regelmäßig angefahren wird. Die Fahrgasterhebungen haben auch gezeigt, dass jetzt gerade solche Bushaltestellen nicht länger vom Linienverkehr bedient werden, an den relativ wenige Fahrgäste ein- und ausgestiegen sind. Das ist kein Trost für die Betroffenen, beim sorgsamen Umgang mit begrenzten öffentlichen Mitteln aber zu beachten. Der ÖPNV war nie ein Individualverkehr und kann dies auch zukünftig nicht sein. Dennoch werden auch hier neue Lösungen gesucht.
Ist die Linie 533 nicht der Goldstandard und sollte fortgeführt Kern der Neugestaltung sein?
Auch zur Linie 533 liegen zahlreiche kritische Anmerkungen von Nutzerinnen und Nutzern vor, ausdrücklich nicht wegen des Ausfalls von Fahrten, sondern aufgrund einer nicht bedarfsgerechten Linienführung. Wer aus der Innenstadt von Osnabrück oder dem Hafen nach Rulle beruflich pendelt, muss derzeit entweder eine Schleife durch die Dodesheide fahren oder in Haste umsteigen. Der Umstieg dort ist jedoch leider nicht verlässlich. Wer sichergehen will, auf dem Heimweg einen bestimmten Anschluss „zu erwischen“, der muss zehn Minuten früher abfahren. Diese Zeit wartet man dann in Haste logischerweise regelmäßig, wobei keine der fünf (!) parallel bedienten Haltestellen stadtauswärts einen Unterstand hat. Wer den Bus vor allem nutzt, wenn es zu regnerisch ist, um Fahrrad zu fahren, steht ausgerechnet dann zehn Minuten im Regen. Bei der vorgeschlagenen Neufassung der Linien kann komfortabel von möblierten Bushaltestellen in den Bus gestiegen werden, der dann unter Berücksichtigung der geschilderten Umstiegsszenarien weniger lang fährt, in dem man aber vor allem ohne Umstieg bis zur Zielhaltestelle im Trockenen sitzt.
Ist die Erreichbarkeit der Schulen in Osnabrück gesichert?
Ja, die Schulbusse und Sonderfahrten fahren unverändert. Hier ist auch noch eine Erweiterung des Angebotes im Gespräch. Der kommende verlässliche Takt bringt Schülerinnen und Schüler auch abseits der Hauptverkehrszeiten zur Schule und nach Hause. Ruller Schülerinnen und Schüler der Angelaschule und der TMS z.B. müssen dann zukünftig statt zum Eberleplatz zur Bramstraße laufen oder fahren. Der neue Weg ist um gut 50% kürzer als der alte, mit der M1 oder den Ringbuslinien fährt man eine statt bisher zwei Haltestellen.
Werden die Busverbindungen aus Rulle länger und schlechter?
Die Busverbindungen abseits der Schulbusse und Sonderfahrten werden anders, aber nicht unbedingt länger oder schlechter, wenn das neue Konzept in die Umsetzung kommt. Ganz Osnabrück bleibt mit dem Bus erreichbar. Einige Ziele, die bislang von der Linie 533 direkt angefahren wurden, erfordern zukünftig einen Umstieg an der Bramstraße oder an der Haster Mühle. Dafür entfallen Umstiege auf Verbindungen, bei denen diese heute nötig sind, z.B. aus der Innenstadt oder vom Hafen, zum Neumarkt gelangt man ohne Umstieg schneller als heute. Einige Bürgerinnen und Bürger werden das persönlich als Rückschritt empfinden, bestimmte Wegebeziehungen werden umständlicher und länger. Für andere bietet die neue Linienführung Vorteile. Die konkreten Auswirkungen hängen auch davon ab, wie Osnabrück zukünftig die Linien in Haste und der Dodesheide aufstellt.
Wie steht es um die Anbindung von Rulle über den Haster Berg?
Der Wegfall dieser im wahrsten Sinne des Wortes naheliegenden Verbindung abseits der Schulbusse ist misslich. Hier arbeiten zahlreiche Akteure daran, alternative Lösungen im Rahmen moderner Mobilitätskonzepte zu finden. Zur ganzen Wahrheit gehört jedoch, dass eine Fortsetzung der aktuellen Linie derzeit nicht finanzierbar ist.
Was ist mit den schönen neuen Bushaltestellen? Die sind doch gerade erst ausgebaut worden. Ein Fall für den Bund der Steuerzahler oder den Irrsinn der Woche?
Es ist richtig, dass nach jetzigem Planungsstand neu ausgebaute Bushaltestellen nach kürzester Zeit nicht mehr durch den Linienverkehr angefahren werden, wenn auch weiterhin durch Schulbusse. Hier ist jedoch zu berücksichtigen, dass die heutigen Probleme beim Entschluss über den Ausbau der Haltestellen nicht bekannt waren, die Unterfinanzierung der Verkehre wurde vom damaligen Konzessionär nicht erkennt oder querfinanziert.
Entsprechend hat der Rat der Gemeinde Wallenhorst einstimmig (!) sowohl den Ausbau der Bushaltestelle am Wellenkamp als auch den Ausbau der Haltestellen am Haupthügel beschlossen, nicht nur wegen erklecklicher Fördermittel, sondern weil von einer weiteren Nutzung ausgegangen wurde. Am Rande bemerkt: Seit der der Umstellung von der 541 auf die 533 werden die Bushaltestellen Falkenring und Riedensweg nicht mehr über die Linie bedient, letztgenannte ist eine der größten und bestausgebautesten Haltestellen in Rulle. Heute zu behaupten, man hätte diese Bushaltestellen nicht ausbauen dürfen oder sollen wäre ein Rückschaufehler.
Von dieser Entscheidung zu trennen ist die Überlegung, die Bushaltestellen nicht länger zu bedienen. Dies ist finanziell derzeit nicht darstellbar. Es ist ein Denkfehler, nicht allein in die Zukunft gerichtet zu planen, sondern Ausgaben der Vergangenheit zu retten („Sunk Cost Fallacy“). Was nützen jedoch schöne Haltestellen, die nicht zuverlässig bedient werden oder deren Bedienung der Gemeindehaushalt auf Dauer nicht tragen kann?